Sonntag, 11. August 2013

Thondras Kinder

Thondras Kinder



Inhalt:

Seit fünftausend Jahren schon wählt der Kriegsgott Thondra sich sieben Kinder, die dazu bestimmt sind, gemeinsam gegen das Böse zu kämpfen – immer wieder und wieder und wieder … 
Die beiden verfeindeten Schulen in Camasann und Ursann gehen jährlich auf die Suche nach den wiedergeborenen Sieben und kehren mit unzähligen, begabten Kindern zurück. Denn erst mit dem Erreichen des siebzehnten Lebensjahres stellt sich heraus, ob der Schüler von Thondra auserwählt ist.
Der Steppenjungen Ariac und das Bauernmädchen Rijana werden für Camasann – das Lager der „Guten“ angeworben. Auf der langen Reise entsteht eine innige Freundschaft zwischen den beiden, denn der andere erscheint ihnen merkwürdig vertraut. Dann wird der Tross jedoch von den Häschern Ursanns überfallen, Ariac wird verschleppt, während Rijana entkommen kann.
Tausende Meilen voneinander entfernt werden sie nun zu Kriegern ausgebildet, allerdings auf vollkomme andere Art und Weise: Rijana findet Freunde und ein neues Zuhause, wird von allen Mitgliedern der Schule beschützt und behütet, lernt was Ehre, Treue und Gnade bedeuten. Ariac erfährt dagegen nur Grausamkeit, man schlägt und misshandelt ihn, er soll seine Identität aufgeben und widerstandslos gehorchen.
Doch was, wenn er einer der Sieben ist, die seit jeher auf der Seite der Guten stehen? Würde er seiner Bestimmung folgen oder die Welt auf Befehl des finsteren Königs Scurr ins Chaos stürzen?
Als Ariacs und Rijanas Wege sich erneut kreuzen, muss der einstmalige Steppenjunge sich entscheiden, an welcher Front er kämpfen wird. 

 

Unsere Meinung

 

Schreibstil:

Bedauerlicherweise beginnen wir hier gleich mit dem Hauptgrund dafür, dass aus der eigentlich sehr guten Idee ein Buch entstanden ist, das eher einem frischen Manuskript ähnelt und stellenweise sogar zum Schreien reizt.
Der Schreibstil ist beinahe schmerzhaft monoton, abgehackt, unausgegoren und ohne für uns ersichtlichen Wiedererkennungswert. In kaum einer Situation gelang es der Autorin, uns emotional anzusprechen oder mit ihren Worten Bilder zu malen. Das liegt teils auch an diesem grässlichen, immer wieder auftretenden Perspektivenwechsel, der den Leser aus einer Person herausreißt und in die andere hineinzerrt.
Dazu kamen diverse Totalausfälle á la: „…und überall lagen Leichen herum.“ Oder „Die beiden wurden wirklich gute Freunde und vertrauten sich schon nach kurzer Zeit.“ (Dieser Satz ist der Inbegriff dessen, was an diesem Buch schiefläuft!)  „Saliah, die neben ihr saß, sah natürlich wunderschön aus in ihrem perfekt sitzenden Kleid.“ „Sie war auf einmal wieder todmüde und legte sich hin.“ „Rijana starrte Falkann zornig an, doch Brogan trat zu ihnen.“
Lästig ist es auch, dass die Autorin eine Neigung dazu hat, Dinge tausendfach zu wiederholen, die selbst der größte Schwachkopf nach der ersten Erwähnung begriffen hätte.  So kamen wir bereits nach kurzer Zeit zu allerlei Erkenntnissen: Der Berater Flanworn  schaut „gierig“ (und zwar ZU JEDER SEKUNDE SEINES LEBENS), er wäscht seine Haare nicht, er begehrt Rijana und er verströmt unschöne Gerüche … Der Berater Flanworn schaut gierig …
Saliah ist schön – nein- wunderschön, überirdisch schön, um genau zu sein. Und von Jahr zu Jahr wird sie schöner. Aber Rijana hat das Glück, noch ein klein wenig schöner zu sein. Auch die anderen Protagonisten in Roberts Buch sind schöner als alles, was man im Leben je gesehen hat. Sie sind „wildschön“, „herbschön“, „zartschön“ und - wie könnte es anders sein: „wunderschön“.
Das sind die Dinge, die die Autorin mit Freuden erwähnt. Wichtige Details, Emotionen, Beschreibung von bedeutenden Situationen, Hintergründe und Tiefe blieben dabei jedoch auf der Strecke.

Handlung:

Zuerst sei erwähnt, dass gewisse Handlungsstränge viel Potential gehabt hätten. Da wäre beispielsweise das wilde Steppenvolk, die grundauf verschiedenen Kriegsschulen, die Herkunft der Figuren (Piratenjunge, Königssohn, Steppenkrieger, Adlige), unzählige Möglichkeiten, die leider nicht genutzt werden.
Als störend empfanden wir in der Geschichte allerdings diese ewige Schwarz-Weiß-Malerei. Den Antagonisten scheint das Böse schon in die Wiege gelegt worden zu sein, sie haben keine erkennbaren Gründe für ihr Tun und ihre Ziele sind dem Dark-Over-Lord-Prinzip entsprungen. Sie müssen unweigerlich hässlich sein, lachen teuflisch, töten aus Vergnügen, lieben Gewalt und treten freizeitlich kleine Hunde. Die Autorin scheint krampfhaft zu versuchen, etwaige Grautöne zu umgehen.
Ein weiteres Problem hatten wir mit der Vorhersehbarkeit dieses Romans. Wer die rätselhaften Sieben werden, ist nun wirklich kein Geheimnis, die zukünftigen Liebespaare springen uns förmlich ins Gesicht und die Bösen geben ihre Pläne preis.
Dazu kamen diese heißgeliebten Logiklücken.
-          Die Kultur und Denkweise der Menschen verändert sich in fünftausend Jahren um kein Stück. Sehr erstaunlich, wenn man bedenkt, dass wir in dieser Zeit von Höhlenmalerei zu Wikipedia kamen.
-          Evolution ist ins Roberts Welt nicht existent
-          Rijana ist trotz ihrer jahrelangen Erfahrung und der göttlichen Begabung NICHT in der Lage sich einen schmierigen, alten Berater vom Leibe zu halten. Und dieser hat in seinem bisherigen Leben gewiss nur Kätzchen und kleine Mädchen geschlagen.
-          Interessant war auch, dass Brogan den würdigen Titel „Zauberer“ trägt, obwohl er im gesamten Buch keine einzige, magische Fähigkeit sehen lässt.
-          Die Guten sterben einfach nicht! Diese Personen könnten mit einer Axt im Kopf aus der Schlacht kriechen, irgendjemand würde sie ganz gewiss wieder zusammenflicken. Das hat auch den unschönen Nebeneffekt, dass man niemals um ihr Leben fürchtet. 

Charakterisierung

Im Groben und Ganzen werden den Figuren ein oder zwei Adjektive zugestanden, die dem Leser genügen müssen.  Für Rijana könnte man vielleicht eine feine Sympathie empfinden, wären da nicht ihre ständigen Hasstiraden gegen ihr Äußeres und die Tatsache, dass Ariac sich permanent beschützend vor sie stellen muss.
Bei dem Piratensohn Rudrinn sind wir uns uneinig: Alisa empfand ihn als kleinen, humorvollen Lichtblick, während Achim seine Person als störend und nervig wahrnahm. Positiv ist hierbei aber, dass er wenigstens Interesse in uns weckte.
Ariac war uns in seiner Art nicht unsympathisch. Allerdings lässt er jegliche Tiefe vermissen und erinnert an eine Schablone, der sich jeder zweite Autor bedient.
Die sonstigen Charaktere sind kaum erwähnenswert, denn ihre Eigenschaften werden dem Leser ohnehin in den ersten zwei Sätzen serviert.
Außerdem spiegeln die Figuren ihre Herkunft exakt wieder. Der Königssohn ist arrogant, von sich selbst eingenommen und spielt den Anführer. Die Bauerntochter ist naiv, weniger anspruchsvoll, warmherzig und glänzt nicht unbedingt mit Intelligenz. Die Adlige ist vornehm, weiß sich zu benehmen und kann Männer für sich gewinnen. Der Steppenjunge ist entschlossen, wild und kämpferisch. Der Pirat ist ungehobelt, selbstsicher und fügt sich kaum in die Gesellschaft ein.  Ist die Person ein Zwerg, wird sie unweigerlich schroff und gutherzig sein, als Elf weise.

Fazit:

Das Buch ist ganz eindeutig Geschmacksache, es strotzt vor Klischees und Schablonen, bietet keinen Anlass, über das Geschehen nachzudenken und kennt keine Grautöne. Leider konnte uns „Thondras Kinder“ nicht begeistern.
Die zwei Irrlichter vergeben wir für die gute Grundidee und das recht ansprechende Cover
 
Alisa und Achim

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen