Thondras Kinder
Inhalt:
Seit fünftausend Jahren schon wählt der Kriegsgott Thondra
sich sieben Kinder, die dazu bestimmt sind, gemeinsam gegen das Böse zu kämpfen
– immer wieder und wieder und wieder …
Die beiden verfeindeten Schulen in Camasann und Ursann gehen
jährlich auf die Suche nach den wiedergeborenen Sieben und kehren mit
unzähligen, begabten Kindern zurück. Denn erst mit dem Erreichen des
siebzehnten Lebensjahres stellt sich heraus, ob der Schüler von Thondra
auserwählt ist.
Der Steppenjungen Ariac und das Bauernmädchen Rijana werden
für Camasann – das Lager der „Guten“ angeworben. Auf der langen Reise entsteht
eine innige Freundschaft zwischen den beiden, denn der andere erscheint ihnen
merkwürdig vertraut. Dann wird der Tross jedoch von den Häschern Ursanns
überfallen, Ariac wird verschleppt, während Rijana entkommen kann.
Tausende Meilen voneinander entfernt werden sie nun zu
Kriegern ausgebildet, allerdings auf vollkomme andere Art und Weise: Rijana
findet Freunde und ein neues Zuhause, wird von allen Mitgliedern der Schule
beschützt und behütet, lernt was Ehre, Treue und Gnade bedeuten. Ariac erfährt
dagegen nur Grausamkeit, man schlägt und misshandelt ihn, er soll seine
Identität aufgeben und widerstandslos gehorchen.
Doch was, wenn er einer der Sieben ist, die seit jeher auf
der Seite der Guten stehen? Würde er seiner Bestimmung folgen oder die Welt auf
Befehl des finsteren Königs Scurr ins Chaos stürzen?
Als Ariacs und Rijanas Wege sich erneut kreuzen, muss der
einstmalige Steppenjunge sich entscheiden, an welcher Front er kämpfen wird.
Unsere Meinung
Schreibstil:
Bedauerlicherweise beginnen wir hier gleich mit dem
Hauptgrund dafür, dass aus der eigentlich sehr guten Idee ein Buch entstanden
ist, das eher einem frischen Manuskript ähnelt und stellenweise sogar zum
Schreien reizt.
Der Schreibstil ist beinahe schmerzhaft monoton, abgehackt,
unausgegoren und ohne für uns ersichtlichen Wiedererkennungswert. In kaum einer
Situation gelang es der Autorin, uns emotional anzusprechen oder mit ihren
Worten Bilder zu malen. Das liegt teils auch an diesem grässlichen, immer
wieder auftretenden Perspektivenwechsel, der den Leser aus einer Person
herausreißt und in die andere hineinzerrt.
Dazu kamen diverse Totalausfälle á la: „…und überall lagen
Leichen herum.“ Oder „Die beiden wurden wirklich gute Freunde und vertrauten
sich schon nach kurzer Zeit.“ (Dieser Satz ist der Inbegriff dessen, was an
diesem Buch schiefläuft!) „Saliah, die
neben ihr saß, sah natürlich wunderschön aus in ihrem perfekt sitzenden Kleid.“
„Sie war auf einmal wieder todmüde und legte sich hin.“ „Rijana starrte Falkann
zornig an, doch Brogan trat zu ihnen.“
Lästig ist es auch, dass die Autorin eine Neigung dazu hat,
Dinge tausendfach zu wiederholen, die selbst der größte Schwachkopf nach der
ersten Erwähnung begriffen hätte. So
kamen wir bereits nach kurzer Zeit zu allerlei Erkenntnissen: Der Berater
Flanworn schaut „gierig“ (und zwar ZU
JEDER SEKUNDE SEINES LEBENS), er wäscht seine Haare nicht, er begehrt Rijana
und er verströmt unschöne Gerüche … Der Berater Flanworn schaut gierig …
Saliah ist schön – nein- wunderschön, überirdisch schön, um
genau zu sein. Und von Jahr zu Jahr wird sie schöner. Aber Rijana hat das
Glück, noch ein klein wenig schöner zu sein. Auch die anderen Protagonisten in
Roberts Buch sind schöner als alles, was man im Leben je gesehen hat. Sie sind „wildschön“,
„herbschön“, „zartschön“ und - wie könnte es anders sein: „wunderschön“.
Das sind die Dinge, die die Autorin mit Freuden erwähnt.
Wichtige Details, Emotionen, Beschreibung von bedeutenden Situationen,
Hintergründe und Tiefe blieben dabei jedoch auf der Strecke.
Handlung:
Zuerst sei erwähnt, dass gewisse Handlungsstränge viel
Potential gehabt hätten. Da wäre beispielsweise das wilde Steppenvolk, die
grundauf verschiedenen Kriegsschulen, die Herkunft der Figuren (Piratenjunge,
Königssohn, Steppenkrieger, Adlige), unzählige Möglichkeiten, die leider nicht
genutzt werden.
Als störend empfanden wir in der Geschichte allerdings diese
ewige Schwarz-Weiß-Malerei. Den Antagonisten scheint das Böse schon in die
Wiege gelegt worden zu sein, sie haben keine erkennbaren Gründe für ihr Tun und
ihre Ziele sind dem Dark-Over-Lord-Prinzip entsprungen. Sie müssen unweigerlich
hässlich sein, lachen teuflisch, töten aus Vergnügen, lieben Gewalt und treten
freizeitlich kleine Hunde. Die Autorin scheint krampfhaft zu versuchen, etwaige
Grautöne zu umgehen.
Ein weiteres Problem hatten wir mit der Vorhersehbarkeit
dieses Romans. Wer die rätselhaften Sieben werden, ist nun wirklich kein
Geheimnis, die zukünftigen Liebespaare springen uns förmlich ins Gesicht und
die Bösen geben ihre Pläne preis.
Dazu kamen diese heißgeliebten Logiklücken.
-
Die Kultur und Denkweise der Menschen verändert
sich in fünftausend Jahren um kein Stück. Sehr erstaunlich, wenn man bedenkt,
dass wir in dieser Zeit von Höhlenmalerei zu Wikipedia kamen.
-
Evolution ist ins Roberts Welt nicht existent
-
Rijana ist trotz ihrer jahrelangen Erfahrung und
der göttlichen Begabung NICHT in der Lage sich einen schmierigen, alten Berater
vom Leibe zu halten. Und dieser hat in seinem bisherigen Leben gewiss nur
Kätzchen und kleine Mädchen geschlagen.
-
Interessant war auch, dass Brogan den würdigen
Titel „Zauberer“ trägt, obwohl er im gesamten Buch keine einzige, magische
Fähigkeit sehen lässt.
-
Die Guten sterben einfach nicht! Diese Personen
könnten mit einer Axt im Kopf aus der Schlacht kriechen, irgendjemand würde sie
ganz gewiss wieder zusammenflicken. Das hat auch den unschönen Nebeneffekt,
dass man niemals um ihr Leben fürchtet.
Charakterisierung
Im Groben und Ganzen werden den Figuren ein oder zwei
Adjektive zugestanden, die dem Leser genügen müssen. Für Rijana könnte man vielleicht eine feine
Sympathie empfinden, wären da nicht ihre ständigen Hasstiraden gegen ihr
Äußeres und die Tatsache, dass Ariac sich permanent beschützend vor sie stellen
muss.
Bei dem Piratensohn Rudrinn sind wir uns uneinig: Alisa
empfand ihn als kleinen, humorvollen Lichtblick, während Achim seine Person als
störend und nervig wahrnahm. Positiv ist hierbei aber, dass er wenigstens
Interesse in uns weckte.
Ariac war uns in seiner Art nicht unsympathisch. Allerdings
lässt er jegliche Tiefe vermissen und erinnert an eine Schablone, der sich
jeder zweite Autor bedient.
Die sonstigen Charaktere sind kaum erwähnenswert, denn ihre
Eigenschaften werden dem Leser ohnehin in den ersten zwei Sätzen serviert.
Außerdem spiegeln die Figuren ihre Herkunft exakt wieder.
Der Königssohn ist arrogant, von sich selbst eingenommen und spielt den
Anführer. Die Bauerntochter ist naiv, weniger anspruchsvoll, warmherzig und
glänzt nicht unbedingt mit Intelligenz. Die Adlige ist vornehm, weiß sich zu
benehmen und kann Männer für sich gewinnen. Der Steppenjunge ist entschlossen,
wild und kämpferisch. Der Pirat ist ungehobelt, selbstsicher und fügt sich kaum
in die Gesellschaft ein. Ist die Person
ein Zwerg, wird sie unweigerlich schroff und gutherzig sein, als Elf weise.
Fazit:
Das Buch ist ganz eindeutig Geschmacksache, es strotzt vor
Klischees und Schablonen, bietet keinen Anlass, über das Geschehen nachzudenken
und kennt keine Grautöne. Leider konnte uns „Thondras Kinder“ nicht begeistern.
Die zwei Irrlichter vergeben wir für die gute Grundidee und
das recht ansprechende Cover
Alisa und Achim
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