Montag, 1. Juli 2013

Bitter Love

Bitter Love




Nach ihrem erfolgreichen Debüt "Die Hassliste" wendet sich Jennifer Brown nun einem weiteren, äußerst schwierigen Thema zu: häusliche Gewalt. 

Inhalt:

Alex ist siebzehn Jahre alt, humorvoll und lebenslustig, sie schreibt Gedichte, steht kurz vor ihrem Abschluss und träumt davon, eine Reise nach Colorado zu machen.
In der eigenen Familie fühlt sie sich fremd und es gibt nur zwei Menschen in ihrem Leben, die ihr wirklich wichtig sind: Bethany und Zack. Die drei sind Freunde von Kindesbeinen an und mit niemandem verbringt Alex so viel Zeit.
Das ändert sich, als sie dem charismatischen Cole begegnet. Er kommt neu an ihre Schule und sie wird ihm als Tutorin zugeteilt, was sie - nach anfänglichem Widerwillen – keineswegs mehr grässlich findet.  Alex verliebt sich Hals über Kopf in ihn und schon bald werden die beiden ein Paar, das an heiler Romantik kaum zu übertreffen ist.
Doch dann muss sie eine andere Seite an Cole kennenlernen, langsam und schleichend – er entfremdet sie von ihren besten Freunden, verbringt jede freie Minute mit ihr und zeigt Anzeichen von krankhafter Eifersucht. Alex persönlicher Alptraum beginnt jedoch erst, als Cole sie zu schlagen beginnt, dieser Junge, von dem sie dachte, er würde sie niemals verletzen. 

Meine Meinung: 


Schreibstil:

Jennifer Brown erzählt ihre Geschichte mit schlichten, schnörkellosen Worten, was zwar eigentlich nicht meinem Geschmack entspricht, aber zu Alex Alter und Person passt. Die Autorin braucht auch keine großen Bilder, um dem Leser ein Lächeln auf das Gesicht oder eine Gänsehaut über den Rücken zu zaubern.
Mit viel Authentizität lässt Brown die Protagonistin ihre Innenwelt beschreiben, aufwühlend und ehrlich, sodass ich wirklich das Gefühl hatte, einem jugendlichen Mädchen zuzuhören, das ich auch im wahren Leben hätte kennenlernen können. 

Charaktere:

Die Charakteristik ist einer der Gründe, warum mir dieser Roman noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Und zwar nicht, weil es diese grausig heroischen Lichtfiguren waren, die an der Seite des Protagonisten ihres Weges getänzelt kamen. Sondern weil sie eben alle ihre Fehler hatten, weil sie auch einfach einmal gekränkt sein konnten, weil sie natürlich wirkten und auf ihre eigene Weise sympathisch und individuell.
Da war Bethany mit ihrem Ziel die Welt zu retten, der sensiblen Ader und ihrer Angewohnheit, sich für alles und jeden zu begeistern … außer für Cole.
Zack, der aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen auf Streichhölzern kaut, der leidenschaftlich Blödsinn redet und veranstaltet, und der mit jedem Menschen zurechtkommt … außer mit Cole. 
 Georgia, Alex Chefin, die wie eine unwirsche aber einfühlsame Mutter für das Mädchen ist und der sogar eine eigene Vergangenheit und eigene Probleme zugestanden werden.
Und dann wäre da natürlich Cole … immer wieder Cole. Ich bin der Ansicht, dass der Autorin mit dieser zweischneidigen Person ein kleines Meisterwerk gelungen ist. Nachdem ich natürlich wusste, worüber der Roman handeln würde, betrachteten ich jedes seiner Worte mit Argwohn und nahm mir vor, ihn möglichst schnell zu hassen. Doch erstaunlicherweise war das gar nicht so einfach. Jennifer Brown führt Cole zunächst als sehr positiven Charakter in die Geschichte ein, er hat den Charme eines britischen Kavaliers, gibt auf Alex Acht und bemüht sich um sie. Des Nachts klettert er mit ihr auf die höchsten Mauern, er nennt sie seine kleine Emily Dickson, bringt ihr das Gitarrenspiel bei und macht einen Song aus ihrem Gedicht.
Ohne Zweifel kann man nachvollziehen, warum Alex sich bei Cole so geborgen fühlt, warum sie verwirrt ist und tausende Entschuldigungen für ihn sucht, als sie seine Veränderung bemerkt. Von Seite zu Seite jedoch wird er düsterer, unberechenbarer und verletzender, bis Alex die Schuld bei sich selbst zu suchen beginnt.

Handlung:

Das Bemerkenswerte an dem Handlungsverlauf ist, dass bis zur Mitte des Buches hin nicht das eintritt, was man vom Klapptext her erwartet. Die Autorin nimmt sich viel Zeit, um Hintergründe zu schildern, unter anderem Alex bewegte Vergangenheit.
Diese ist auch wichtig für das spätere Geschehen, da auch sie erklären könnte, warum das Mädchen nicht von Cole loskommt. Nach dem Tod ihrer Mutter wurde ihr Vater zu einer leeren Hülle, ihre jüngere Schwester Celia schroff und zynisch, und ihre ältere Schwester zog fort.
In dieser Familie hat Alex nie Zärtlichkeit erfahren und genau das ist es, was Cole ihr am Anfang gibt. Außerdem glaubt sie, er sei der Einzige, der sie verstehen könne, denn auch er hat viel Leid und Einsamkeit in seiner Kindheit ertragen.  Bis zur erste Hälfte plätschert die Handlung noch milde vor sich hin – wenn man einmal von dieser gewissen, bösen Vorahnung absieht, die mich durch das ganze Buch hindurch begleitete.
 Aber dann liegt Coles Kälte, seine Aggression und sein Kontrollverlust wie ein Schatten über allem, Alex gerät in einen Teufelskreis und droht zwischen Angst, Scham und verzweifelter Liebe zu zerbrechen. Natürlich gab es während des Lesens für mich unzählige Augenblicke, in denen ich das Mädchen am liebsten an den Haaren fortgeschleift und es angebrüllt hätte, diesen Kerl endlich zu verlassen.
Jennifer Brown bringt dir aber auch eine ganz bestimmte Gewissheit näher: Wenn du nicht selbst in solch einer Situation bist, wirst du niemals behaupten können, dass du anders gehandelt hättest als Alex, dass du stärker gewesen wärst als sie.


Für mich als Leser war das Ende völlig ungewiss, ich hätte mich weder über ein strahlendes Happy-End noch über einen tragischen Abschluss gewundert. Und was er zuletzt war, werde ich in diesem Leben nicht verraten.

Fazit: 

Eine mitreißende, aufrichtige Geschichte, die ich trotz des Schreibstiles niemals als leichte Kost bezeichnen würde.


Eindeutige Leseempfehlung!
Fünf Irrlichter von mir!



Alisa

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